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Stifthaltung und Schulfähigkeit

Aber in der Schule...

"Aber in der Schule müssen sie es können..." 

Das Thema „Schulfähigkeit“ beschäftigt Eltern und uns Fachkräfte gleichermaßen. Häufig geht es darum, Kinder möglichst früh auf die Anforderungen der Schule vorzubereiten. Dazu gehört für viele auch die Idee, dass Kinder schon im Kindergarten oder besser im Kleinkindalter feinmotorische Fertigkeiten wie das Schneiden oder die korrekte Stifthaltung lernen sollten. Doch ist das wirklich der richtige Ansatz? Brauchen Kinder mit zwei Jahren wirklich eine Schere in der Hand, oder gibt es wichtigere Grundlagen, die sie zuerst stärken sollten? Warum es weniger um „Schulvorbereitung“ im klassischen Sinne geht und mehr darum, Kinder in ihren Basiskompetenzen zu stärken:

Ein neuer Bildungsauftrag

In der Vergangenheit wurde der Kindergarten oft als Ort verstanden, der Kinder „fit“ für die Schule machen sollte. Dass Nonnen vor vielen Jahren diese Idee hatten, finde ich durchaus nachvollziehbar. Es war einfach das beste, was ihnen zur Verfügung stand. 

Heute sind wir ausgebildete pädagogische Fachkräfte für die Qualität in Kindertagesstätten zuständig. Bildungspläne dienen als Grundlage unserer professionellen Arbeit. Mit fundiertem Fachwissen aus der Entwicklungspsychologie unterstützen wir Kinder in ihrer individuellen Entwicklung. Inzwischen wissen wir, Basiskompetenzen sind essenziell, um Kindern eine stabile Grundlage für alle späteren Lernprozesse zu geben.

Doch warum halten sich immer noch so viele Mythen darüber, was Kinder „können müssen“, bevor sie in die Schule kommen?

Mythos der frühen Schulvorbereitung

Ein häufiges Missverständnis ist, dass Kinder bereits im Kleinkindalter komplexe feinmotorische Aufgaben wie das Schneiden oder das Halten eines Stiftes perfekt beherrschen sollten. Viele Fachkräfte und Eltern glauben, dass frühes Üben dieser Fähigkeiten den Kindern einen Vorteil in der Schule verschafft. Doch das Gegenteil ist kann passieren:
Wenn Kinder gezwungen werden, Aufgaben zu bewältigen, für die sie noch nicht bereit sind kann das zu Frust führen oder auch dazu, dass sich ungünstige Bewegungsabläufe festigen. Außerdem haben Kinder in dieser Zeit einfach andere Entwicklungsaufgaben, für die dann die Zeit fehlt. Die Folge? Kinder fehlen oft wichtige Vorläuferfähigkeiten wie:

• Kraft und Stabilität in der Handmuskulatur

• Eine gut entwickelte Auge-Hand-Koordination

• Die Fähigkeit, Bewegungen zu dosieren

• sensomotorische Fähigkeiten

• und so vieles mehr...

Die Basis stärken

Anstatt frühzeitig mit Scheren und Stiften zu arbeiten, profitieren Kinder von einer Umgebung, Vorläuferfähigkeiten im Spiel aus sich heraus entwickeln. Was wir Kindern ermöglichen sollten:

• Freie Bewegung: Klettern, Balancieren, Hängen und Hangeln, Laufen auf unebenen Untergründen...

• Freies Spiel: Beim Spielen mit einfachen Materialien schulen Kinder ihre Sinne und ihre Handgeschicklichkeit auf natürliche Weise.

• Zeit lassen: Kinder brauchen Zeit, um in ihrem eigenem Tempo wachsen zu können.

Beobachtung

Eine der wichtigsten Aufgaben pädagogischer Fachkräfte ist es, Kinder aufmerksam zu beobachten. Wenn ein Kind Schwierigkeiten mit feinmotorischen Aufgaben hat, ist es wichtig, die Ursache zu verstehen, anstatt nur die Symptome zu bearbeiten. 

Mögliche Fragen könnten sein:

• Hat das Kind genügend Bewegungserfahrung gesammelt?

• Sind frühkindliche Bewegungsmuster noch aktiv?

• Gibt es äußere Faktoren wie Stress oder Mangelernährung?

Durch gezielte Beobachtung und Zusammenarbeit mit Eltern können individuelle Lösungen gefunden werden, die das Kind stärken, ohne es zu überfordern.

Starke Kinder

Ein oft übersehener Faktor in der Diskussion um Schulfähigkeit ist die Resilienz. In der Schule werden Kinder früher oder später mit Herausforderungen konfrontiert, die sie nicht sofort meistern können. Viel wichtiger als „perfektes Schneiden“ ist die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen und an sich selbst zu glauben.

Kinder, die durch Bewegung und freies Spiel Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit entwickeln, lernen:

• „Ich kann etwas schaffen, auch wenn es beim ersten Mal nicht klappt.“

• „Ich bin wertvoll, unabhängig davon, ob ich immer alles richtig mache.“

Das stärkt sie nicht nur für die Schule, sondern für das gesamte Leben.

Fazit: Basiskompetenzen stärken

Schulfähigkeit bedeutet nicht, Kinder frühzeitig auf die Anforderungen der Schule zu trimmen. Vielmehr geht es darum, eine starke Basis zu schaffen, auf der sie selbstbewusst und resilient wachsen können. Indem wir Kinder in ihrer individuellen Entwicklung begleiten, statt sie zu drängen, legen wir den Grundstein für ihre schulische und persönliche Zukunft.

Lassen wir Kinder spielen, sich bewegen und ausprobieren – nicht, weil sie „für die Schule üben“ müssen, sondern weil sie dabei das Wichtigste lernen: sich selbst zu vertrauen.


Wie siehst du das Thema „Schulfähigkeit“? Was sind deine Erfahrungen als Fachkraft oder Elternteil? Ich freue mich auf deine Gedanken in den Kommentaren!

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© Lisa Back
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